Bei Männern erhöht ein hoher Zuckerkonsum das Risiko, an
einer Depression zu erkranken, zeigt eine aktuelle britische Studie
Ein stressiger Arbeitstag, Stau auf dem Heimweg, Ärger in
der Familie: der Griff zu Eiscreme und Schokolade kann in manchen Situationen
wie ein Heilmittel wirken. Doch der Stimmungs-Boost ist nur von kurzer Dauer –
und kann langfristig der Psyche schaden, wie britische Forscher jetzt
herausfanden.
Wissenschaftler am University College London untersuchten,
welche Wirkung ein hoher Zuckerkonsum auf die psychische Gesundheit haben kann.
Das Team um Anika Knüppel analysierte im Zuge der sogenannten Whitehall Study
II erfasste Daten von mehr als 10.000 Probanden (67 Prozent waren Männer), die
zu Beginn der Studie zwischen 35 und 55 Jahre alt waren. Im Verlauf von 22
Jahren beantworteten die Studienteilnehmer immer wieder Fragen zu ihrer
Ernährung, ihrem Lebensstil und ihrer Gesundheit.
Die Auswertung ergab: Verglichen mit der Gruppe von Männern,
die täglich die geringste Menge an Zucker zu sich nahmen (unter 39,5 Gramm),
traten in der Gruppe von Männern mit dem höchsten Zuckerkonsum (mehr als 67
Gramm täglich) fünf Jahre später 23 Prozent mehr Fälle von Depressionen auf.
Dieser Effekt blieb bestehen, nachdem andere Ernährungsfaktoren, soziodemographische
Unterschiede und gesundheitliche Vorbelastungen herausgerechnet wurden. Bei
Frauen konnte kein Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Depressionsrisiko
festgestellt werden.
Was kam zuerst – der Zucker oder die Depression?
Frühere Studien hatten bereits darauf hingewiesen, dass ein
hoher Zuckerkonsum das Risiko, an Depressionen zu erkranken, erhöht. Doch diese
Ergebnisse seien nicht verlässlich gewesen, schreiben Knüppel und ihr Team in
dem Wissenschaftsjournal „Scientific Reports“. Denn es könne sich bei dem
beobachteten Zusammenhang um eine sogenannte umgekehrte Kausalität handeln: Was
zuerst kam – die Depressionen oder der Heißhunger auf Zucker – das wurde in
diesen Studien nicht untersucht.
Die Londoner Forscher verwendeten ein spezielles
mathematisches Modell, um diese Fehlerquelle zu umgehen. So konnten sie zeigen,
dass der Zuckerkonsum bei den Studienteilnehmern tatsächlich vor der Depression
kam.
Was die Studie nicht erklären kann, ist, wie es zu dem
Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und psychischer Gesundheit kommt. Einige
Studien konnten aber bereits zeigen, dass ein hoher Blutzuckerspiegel zur
Schädigung und zum Absterben von Nervenzellen führen kann. Weiterhin unklar
bleibt, warum der Effekt nur bei Männern zu beobachten war.
Wie viel Zucker ist zu viel?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, höchstens
fünf Prozent der täglich aufgenommenen Kalorien oder 25 Gramm in Form von
Zucker aufzunehmen – das entspricht etwa sechs Teelöffeln. Die Realität sieht
meist anders aus: Die Deutschen verzehren täglich im Schnitt 24 Teelöffel
Zucker.
Das Fazit der Londoner Wissenschaftler ist eine Warnung vor
dem schnellen Stimmungs-Boost durch Zucker: „Süßigkeiten sind bekannt dafür,
kurzfristig positive Gefühle hervorzurufen“, so Knüppel. „Menschen mit
schlechter Stimmung mögen zuckerhaltige Lebensmittel essen in der Hoffnung,
negative Gefühle abzumildern. Doch unsere Studie legt nahe, dass ein hoher
Zuckerkonsum auf lange Sicht eher einen gegenteiligen Effekt auf die psychische
Gesundheit hat.“
Und es gibt gesunde Alternativen zu Zucker als
Stimmungsaufheller – die besten finden Sie in unserer Bildergalerie.
Fünf gesunde Zuckeralternativen
Ahornsirup, Agavensaft, Honig, Stevia: Natürliche und
gesunde Süße.
Stevia, Honig und andere natürliche Süßmacher sind gesünder,
kalorienärmer und besser für die Zähne. Wir haben unsere fünf süßen Favoriten
unter den Zuckeralternativen gefunden.
Ohne Zucker würden Dessert, Fruchtjoghurt, Softdrink und
Kuchen einfach nur fade schmecken. Doch leider macht die kristalline Süße
einfach nur dick, verursacht Karies und steigert den Appetit auf mehr
Naschzeug. Dabei gibt es Zuckeralternativen, die süßer und gesünder sind –
nicht nur für Diabetiker.
Aber warum brauchen wir eigentlich Zuckeralternativen?
Das Hauptproblem sind die Vorgänge, die Zucker im Körper
auslöst: Nachdem wir Süßes in Form von Zucker oder Zuckeralternativen gegessen
haben, wird das Hormon Insulin produziert. Es transportiert den Zucker aus der
Nahrung in alle Zellen und Organe, diese gewinnen daraus Energie. Danach sackt
der Insulinspiegel wieder ab – oft sogar unter den Ausgangswert. Obwohl wir
Energie aufgenommen haben, bekommen wir wieder Hunger, denn Zucker macht – im
Gegensatz zu anderen Nahrungsmitteln – nicht satt. Also essen wir erneut und
nehmen mehr Energie auf, als wir brauchen. Der Körper lagert diese als Reserve
in Fettzellen an.
Zucker aktiviert das Belohnungszentrum
Ein Teufelskreis entsteht, zumal Zucker – ähnlich wie
Nikotin oder Alkohol – das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert: Wir wollen
immer mehr davon. Und das ist umso fataler, weil die Industrie ihn ungehemmt in
vielen Lebensmitteln als Geschmacksträger einsetzt. Mit Smoothies & Co.
nehmen wir weit mehr Zucker auf, als wir denken – und mehr, als uns guttut. Die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät, täglich höchstens 50 bis 60 Gramm
Zucker zu sich zu nehmen, also etwa 16 bis 20 Würfel. Die Realität ist: Pro Tag
essen wir fast doppelt so viel!
Man muss nicht komplett auf zuckerhaltige Lebensmittel
verzichten. Mit Zuckeralternativen können viele Lebensmittel aber ebenso gut
gesüßt werden
Die Folgen: Jeder zweite Deutsche ist übergewichtig. Damit
ist Zucker mitverantwortlich für viele Krankheiten, die durch zu hohes
Körpergewicht entstehen, zum Beispiel Bluthochdruck und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Schlaganfall. Damit nicht genug: Das
süße Gift schwächt die Immunabwehr, begünstigt Leberkrankheiten (unter anderem
Fettleber) – und fördert laut Studien sogar die Entstehung von Krebszellen.
Nie wieder Zucker?
Müssen wir also zukünftig auf das Stück Kuchen oder den
Zucker im Kaffee verzichten? Nein, das Problem ist nicht die eine oder andere
kleine Nascherei, sondern ein dauerhaftes Zuviel an Zucker. Und da lauern vor
allem in Fertiggerichten und anderen industriell gefertigten Lebensmitteln Mengen.
Experten raten, möglichst oft frisch zu kochen, weil es nicht nur gesünder ist,
sondern man so auch besser den Überblick behält. Und natürlich ist es sinnvoll,
sich bewusst zu machen, worin wie viel Zucker steckt. Wer schon ein Eis
gegessen hat, sollte danach auf den Fruchtjoghurt verzichten. Auch ein
Umschwenken auf Zuckeralternativen hilft.
Lesen Sie mehr unter: http://www.vip-neurocoach.de/component/k2/content/neuro-impuls.html
Quelle:
http://www.praxisvita.de/zucker-macht-maenner-depressiv?utm_source=Sailthru&utm_medium=email&utm_campaign=News%202017-08-07&utm_term=daily